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Die Pomologie ist die Lehre von den Obstarten und Obstsorten und umfasst deren Bestimmung, Beschreibung, Empfehlung und Erhaltung.
Pomona ist die römische Göttin des Obst- und Gartenbaus.

Umfrage

Umfrage an Mitglieder und Interessierte

Sortenerhaltung im Pomologen-Verein – das geplante Konzept
Jan Bade - Annette Braun-Lüllemann, Juni 2008

Die Lage ist ernst
– und das wissen wir nicht erst seit gestern. Am Tag vor unserer Klausurtagung fuhr ich zur Erfassung von Kirschblütenmerkmalen noch einmal durch die Dörfer um Witzenhausen. Auch nach Roßbach, um den einzigen Baum der ’Grevenbroicher Knorpelkirsche’ aufzunehmen, einer seltenen Kirschsorte, die bisher in Deutschland nur an zwei Standorten aufgefunden wurde. GerodeteGrevenbroicher
Den Baum kenne ich schon seit einigen Jahren, ein Mahnmal, sicher über 80 Jahre alt. Die Zeit hatte an ihm genagt, die Stammverlängerung war schon vor längerem ausgebrochen. Doch zäh hielten sich noch zwei gesunde Äste. Der größere brach bei einem Sturm in diesem Winter ab. An besagtem 25. April nun lag nur noch ein Häufchen Holz neben seinem Standort, man hatte „aufgeräumt“. Es war der einzige Baum der Sorte in unserer Gegend, allein in Hagen a.T.W. (bei Osnabrück) existiert noch ein weiterer, die anderen beiden sind auch dort in den letzten Jahren gefallen.

Dies war kein Einzelerlebnis,
auch nicht in diesem Winter. Die „Geismarer Ochsenherz“ (Arbeitstitel) z. B., eine wunderhübsche, weiche, sehr wohlschmeckende dunkle spitze Herzkirsche auf einer alten Obstanlage am Stadtrand von Göttingen. Der pomologische Name war bisher nicht zu ermitteln, vermutlich eine sehr alte Sorte aus dem 19. Jahrhundert. Ich kannte von der Sorte überhaupt nur einen einzigen Baum, doch seit dem Winter existiert er nicht mehr, obwohl die Besitzer über Wert und Besonderheit informiert waren.

Dies sind keine Einzelfälle sondern eher die Regel, wie jeder, der sich mit alten Obstsorten beschäftigt, bestätigen wird. Der Schwund der alten Sorten auf unseren Obstwiesen ist erheblich und rapide. Viele haben ihren Zenit längst überschritten, in 10-20 Jahren wird von den alten Veteranen nicht mehr viel übrig sein. Und irgendwann ist es eben immer der letzte Baum einer Sorte, der verschwindet.

Auch auf der öffentlichen Seite sieht es nicht sehr rosig aus:
Jährlich werden Institute mit Sortensammlungen und Reisermuttergärten geschlossen, niemand hat einen Überblick, welche seltenen Sorten dabei verloren gehen.

Es gibt aber auch Erfreuliches:
Die beiden o.g. Kirschsorten sind schon auf Jungbäumen veredelt und erst einmal gesichert. Viele Mitglieder des PV haben bereits Eigeninitiative ergriffen und eigene Sortensammlungen angelegt.

Doch niemand hat bisher einen rechten Überblick, wer wo welche Sorten erhält und welche gefährdeten Sorten bislang noch nirgends gesichert sind. Was also in unserem Verein fehlt, ist die Koordinierung der Einzelaktivitäten und der Aufbau eines tragfähigen, auf Langfristigkeit angelegten Sortenerhaltungskonzeptes. Die Autoren haben ein solches Konzept bereits auf der Klausurtagung in Naumburg in diesem Jahr vorgestellt. Wir möchten es in diesem Beitrag allen Mitgliedern noch einmal kurz erläutern:

Wie soll erhalten werden? – die Erhaltungsstrukturen
Analog zur dezentralen Organisation des PV soll auch die Sortenerhaltung dezentral aufgebaut sein. Wir wollen dabei auf bestehende Sammlungen zurückgreifen, aber auch in Zusammenarbeit mit Akteuren vor Ort neue Sammlungen anlegen.

Das langfristige Ziel ist es,
von jeder zu sichernden Sorte vier Bäume an mindestens zwei gesicherten Standorten zu etablieren . Um die Langfristigkeit zu gewährleisten, wird die Erhaltung auf Sämlingsunterlage (i.d.R. Hochstamm) angestrebt, es sollen aber auch bestehende Sammlungen mit schwachwachsenden Unterlagen aufgenommen werden.

Was wollen wir erhalten? - die Sortenauswahl
Grundsätzlich sind alle alten Sorten für uns erhaltungswürdig. Abgesehen von den Sorten, die bereits in bestehenden Sammlungen gesichert sind, wird es aber noch eine große Anzahl von Sorten geben, die wir nach und nach in die bestehenden oder an neuen Sammlungsstandorten aufpflanzen möchten. Da dies ein langfristiger Prozess sein wird, ist es notwendig Prioritäten zu setzen. Das wichtigste ist natürlich, sehr seltene Sorten aufzunehmen, deren noch bekannte Altbäume möglicherweise schon abgängig oder vom Abholzen bedroht sind. Grevenbroicher-in-Blüte

Sehr wichtig ist uns aber auch Sorten zu erhalten, die überregional verbreitet sind, die wir bisher namentlich aber nicht zuordnen können. Sie werden bisher üblicherweise „Unbekannte“ genannt, obwohl es sich oft um alte Bekannte handelt, nur der pomologische Name eben unbekannt ist. Gerade bei diesen Sorten ist der Handlungsbedarf sehr groß, da sie kaum in Sammlungen aufgenommen, geschweige denn von Baumschulen vertrieben werden. Um eine sinnvolle Erhaltung dieser Sorten zu ermöglichen, wollen wir versuchen, im Rahmen der von uns für die Sortenechtheitszertifikate zuständigen Pomologischen Kommission für diese „bekannten Unbekannten“ Arbeitstitel zu vergeben. Diese sollen dazu dienen, dass wir uns auch überregional untereinander über diese Sorten verständigen können und bei einer späteren Identifizierung die Namenszuweisung erleichtern.

Ein Kernpunkt der Erhaltung - die Gewährleistung der Sortenechtheit
Eines unser Hauptanliegen ist es, die erhaltenen Sorten wieder zu verbreiten und zu diesem Zweck Reiser abzugeben. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Echtheit der Sorten überprüft wurde. Diese Prüfung der PV-Erhaltungssammlungen soll nach den Kriterien des vom Verein aufgestellten „Sortenechtheitszertifikats“ erfolgen. Das bedeutet, dass drei Sortenbestimmer der vom Verein ins Leben gerufenen Pomologischen Kommission unabhängig von einander den Namen der Sorte bestätigen müssen. Es ist selbstverständlich, dass wir bei der Sortenechtheit die Maßstäbe, die wir für öffentliche Sammlungen fordern, auch bei unserer vereinsinternen Sortenerhaltung anlegen. Die Reiserabgabe erfolgt nur von geprüften sortenechten Bäumen.

Wer organisiert das alles? – Aufgabe der Koordinatoren und der AG Sortenerhalt
Natürlich müssen für eine derartige Sortenerhaltung Organisationsstrukturen geschaffen werden. Es ist geplant, dass jede Obstart durch einen Koordinator betreut wird. Beim Apfel, der Obstart mit der mit Abstand größten Sortenanzahl, werden sich diese Aufgabe mehrere Personen teilen. Naumburger-Feigen
Die Koordinatoren der einzelnen Arten wählen aus, bei welchen Sorten es besonders dringlich ist zu handeln, um sie in die Erhaltungspflanzungen aufzunehmen. Weitere wichtige von ihnen zu betreuende Aufgaben sind die Aufstellung der Prioritätenlisten für die Aufnahme der noch nicht gesicherten Sorten, die Koordination der Echtheitsprüfungen in den Sammlungen und vor allem die Beschaffung von Reisermaterial seltener Sorten. Dazu zählt auch das Sichten von bestehenden Sammlungen, gerade auch im angrenzenden Ausland, da dort öfter noch Sorten erhalten werden, die bei uns als verschollen gelten.

Aber die Koordinatoren können nicht allein alle Aufgaben der geplanten Sortenerhaltung übernehmen, vieles muss auch in einem größeren Kreis diskutiert werden. Deshalb wurde bei unserer Klausurtagung in Naumburg die AG-Sortenerhalt gegründet, die sich mit den zu klärenden Fragen befassen wird.

Dokumentieren und veröffentlichen - die Datenbank
Die Informationen über die Sorten, die in den PV-Sammlungen gesichert werden, sollen in einer separaten Datenbank erfasst werden. Teile dieser Datenbank, genauer die Sorten, deren Sortenechtheit von uns überprüft wurde, sollen öffentlich zugänglich gemacht werden, um die Reiserabgabe und Verbreitung dieser echten Sorten zu fördern.

Last but not least - die Finanzierung
Da die vorgestellten geplanten Arbeiten doch mit erheblichem Aufwand verbunden sind, werden sie nicht ausschließlich im Ehrenamt zu bewerkstelligen sein. Auf der Klausurtagung in Naumburg gab es ein Votum für eine Erhöhung des Mitgliederbeitrags zu diesem Zweck. Aber auch Spendengelder werden dafür dringend benötigt werden, wozu wir auch an dieser Stelle aufrufen möchten.

Wir bitten um Ihre Mithilfe: Die Umfrage
Um einen Überblick zu erhalten, welche Sorten von Mitgliedern des PV erhalten werden und wer Interesse hat, seine Sammlung als PV-Erhaltungssammlung zur Verfügung zu stellen, haben wir nochmals eine Umfrage gestartet. Hierbei sollen zum einen möglichst viele Daten über noch vorhandene Obstsorten gesammelt werden. Diese Daten sind nicht für eine Veröffentlichung gedacht, sondern sollen als Arbeitsgrundlage für die Koordinatoren dienen. Zum anderen möchten wir erfragen, wer bereit ist seine Sammlung für die PV-Erhaltung zur Verfügung zu stellen.

Was wird von den Sammlungsinhabern erwartet?
Es versteht sich von selbst, dass die Sammlungsinhaber mit einer Echtheitsprüfung ihrer Sorten durch die Sortenbestimmer des PV einverstanden sein sollten. Wünschenswert (aber nicht Bedingung) wären auch eine möglichst langfristige Ausrichtung der Sammlungen, also langfristige Pachtverträge oder Eigentum der Flächen. Eine regelmäßige Pflege der Bäume sollte ebenfalls gewährleistet sein. Wesentliche Änderungen wie Baumabgänge, die Gefährdung oder Aufgabe des Sammlungsstandortes u. ä. wären an den PV zu melden. Geplante Neupflanzungen oder Ergänzungen bestehender Pflanzungen sollten in Absprache mit den Koordinatoren des PV erfolgen.

Unser Ziel ist es von jeder geprüften, sortenechten Sorte Reiser abgeben zu können. Daher wäre es wünschenswert, wenn sich möglichst viele Sammlungsinhaber dazu bereit finden würden (zu einem dann festgelegten Gebührensatz).

Wir würden uns freuen, wenn sich möglichst viele Mitglieder entschließen könnten, ihre Sammlungen als PV-Erhaltungssammlungen zur Verfügung zu stellen. Ebenso möchten wir dazu aufrufen, Flächen für geplante Neupflanzungen zu diesem Zweck zur Verfügung zu stellen.


Weitere Mitstreiter bei der AG Sortenerhalt sind herzlich willkommen.
Bitte bei den Autoren melden:
Jan Bade, Tel: 05605-800727,
jahiba@gmx.de
Annette Braun-Lüllemann, Tel.: 036081-60589,
braun-luellemann@t-online.de

Umfrage und Fragebogen als Word-Datei

Siehe auch den Beitrag "Rote Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland" auf der Seite der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)
http://pgrdeu.genres.de/index.php?tpl=roteListe


Aktion Apfelblütenland

 

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